Sonderdruck

Salz der Erde...

Dieter Frielinghaus zum 80. Geburtstag


Inhalt

LAUDATIONES

Ellen Brombacher: Solche wie er sind das Salz der Erde ...

Horsta Krum: Wichtig ist nicht nur, daß ein Mensch das Richtige denkt ...

Friedrich Wolff: Ein Grund zum Feiern und zum Nachdenken

Christian Stappenbeck: Niemals »angepaßt«

Karin Hildebrandt: Ein jahrzehntelanger Kampf für eine bessere Welt

HOMILIEN

Hartmut Drewes: Predigt - 1. Petrus 2,1-10

Kuno Füssel: Predigt - Römer 1,18-25

Constanze Kraft: Predigt - 2. Könige 5,1-19

Renate Schönfeld: Predigt - Lukas 19,41-48

COMMENTATIONES

Hans Heinz Holz: Die Theologie der Konzilien

Hanfried Müller: Wie unsere theologische und politische Existenz begann ...

Wolfgang Richter: »Ostdeutsche« - Diskriminierung und neues Gemeinschaftsgefühl

Arnold Schölzel: Medien und Medienmacht heute


Editorial

Am 14. November 2008 wird Pfr. Dr. Dieter Frielinghaus 80. Jahre alt. Zu diesem Anlaß bringt TOPOS einen Sonderdruck heraus, in dem Autorinnen und Autoren stellvertretend für all jene zu Worte kommen, die diesem außergewöhnlichen Theologen mit Respekt und Verehrung begegnet sind.

Dabei ist es für Frielinghaus durchaus nicht außergewöhnlich, daß Marxisten und Christen gleichermaßen zu den Gratulanten gehören. Nachdem der geborene Braunschweiger, mit Studium und Promotion in Göttingen, Ende der 50er Jahre in die DDR übersiedelte, wurde er als reformierter Pfarrer nicht nur Moderator der reformierten Gemeinden in der DDR und Mitglied der Kirchenleitung in Berlin-Brandenburg, er gehörte dem Friedensrat der Deutschen Demokratischen Republik ebenso an wie dem christlichen Arbeitskreis der Nationalen Front; und auch als Mitbegründer der Christlichen Friedenskonferenz (CFK) und Mitglied des Weißenseer Arbeitskreises (WAK), der kirchlichen Bruderschaft in Berlin-Brandenburg, schrieb er sich auf unverwechselbare Weise in die Lebens- und Kirchengeschichte der DDR ein. Als Hanfried Müller im Auftrag des WAK 2006 zum letztenmal die Weißenseer Blätter herausgab, war es nicht zufällig eine Predigt von Dieter Frielinghaus, mit der die letzte Nummer dieser spektakulären Zeitschrift eröffnet wurde.

Frielinghaus’ Predigt über den Kolosserbrief 2, 9-15 (über die Mächte und Gewalten dieser Welt) steht unter der programmatischen Überschrift »Unterwerft euch nicht mehr!« Und gleich einer abbreviatio confessionis heißt es dort:

»Als ebenso lächerlich wie gotteslästerlich müssen wir es erkennen, daß die Kirchen sich fast stets lammfromm den Mächten und Gewalten unterworfen haben, und zwar um selber eine Macht oder gar die Übermacht zu werden. Dem wird der freie Glaube widerstehen. Es mag ihn Unsägliches kosten, dennoch wird dies Widerstehen von Heiterkeit getragen. Es geschieht im Glauben an den Herrn über die Mächte und Gewalten und mit ihm in der Liebe zu den in der Auferweckung Jesu Christi zum Leben bestimmten Menschen, also allen. Wir haben den Glauben und das Leben, um einfach mit allen Hoffenden und Armen zusammenzustehen und zusammenzukämpfen für die Gerechtigkeit, den Frieden und die Bewahrung der reichen, schönen Erde. Die Ostermärsche sind sicher eine höchst angemessene Art, das Osterfest zu begehen. Und das Fest schenkt uns nicht nur ein schönes Datum im Jahreslauf, es will uns Tag für Tag einschärfen und vergewissern, daß wir den Mächten und Gewalten weder zu glauben noch zu dienen haben.« Das können Christen und Marxisten gleichermaßen verstehen.

Dieter Lattmann hat in seinem deutsch-deutschen Roman »Die Brüder« von Dieter Frielinghaus (alias Cordt Ristenpart) ein literarisches Porträt gezeichnet, das den Schlüsselsatz enthält: »Er nahm die Bergpredigt, wie Urchristen sie verstanden hatten.« Was für Frielinghaus auch heißt: in jener biblischen Radikalität, die von Frieden und Gerechtigkeit nicht jenseitig schwärmt, sondern sich abmüht, sie diesseitig zur Welt zu bringen.

Das aber gelingt nicht ohne Klarheit und Erkenntnis; und um beides hat sich Dieter Frielinghaus in der ihm eigentümlichen Synopse von Theologischem und Politischem zeit seines Lebens und mit jener Radikalität bemüht, die auf den Grund führt und allein von diesem her theologische Einsicht  und politische Erkenntnis begründet wissen will.

Als ihm die GMB, die Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde, die ihn zum Vorsitzenden ihres internationalen Kuratoriums wählte, 1996 ihren ersten Menschenrechtspreis verlieh, galt diese Ehrung einem Mann, der zu den eindrücklichsten Gestalten nicht nur der reformierten Kirchengeschichte gehört. Dieser Überzeugung geben Freunde und Verehrer am 80. Geburtstag von Pfr. Dr. Dieter Frielinghaus erneut Ausdruck - in Dankbarkeit und mit dem herzlichen Wunsch: Ad multos annos!

Dieter Kraft