TOPOS 7

Dialektik-Konzepte


Inhalt

AUFSÄTZE

Jörg Zimmer: Dialektik und Erfahrung

Hans Heinz Holz: Widerspiegelung und Konstruktion

Volker Schürmann: Die Metapher des Weckens bei Josef König


Stefano Garroni
: Dialektik und Differenz

Jose Barata Moura: Abstrakt-Konkret. Begriffsgeschichtliche Subsidien

DISKUSSION

Andreas Hüllinghorst: Grundlegendes zur Dialektik von Reform und Revolution

AUS DEN ARCHIVEN

Klaus Zweiling: Dialektischer Materialismus und theoretische Physik

LITERATUR UND FORSCHUNG

Hans Heinz Holz: Josef Königs nachgelassene Vorlesungen über theoretische und praktische Sätze


Editorial

Noch nie ist im schulphilosophischen wie auch im umgangssprachlichen Gebrauch so viel von Dialektik geredet worden wie in unserem Jahrhundert - und das selbst in einer Periode der scheinbaren Dominanz analytischen Philosophierens. Seit findige Unternehmensberater, sogar kluge im Mönchsgewand, Kurse über »Dialektik für Manager« anbieten, ist die Verwendung des Worts fast so inflationär und bedeutungsleer wie die des Wortes »Philosophie«, das heute schon jedem Betrieb als »Unternehmensphilosophie« zur Hand ist. So glaubt jeder zu wissen, was er unter Dialektik zu verstehen habe. Tatsächlich ist jedoch nicht einmal unter Philosophen dieses Verständnis einhellig, sondern oft nur vage an der Vorstellung von großen Vorbildern (z.B. Platon, Hegel und Marx) orientiert. Größere Genauigkeit im Gebrauch des Wortes und in der Anwendung der Methode muß nicht nur gefordert, sondern erarbeitet werden. Anstöße dazu möchte dieses Heft geben und Erörterungen in Gang setzen, die auch in Zukunft fortgeführt werden sollen. Im Grunde kreisen alle Beiträge um die Frage, wie die unerläßliche Strenge des analytischen Denkens endlicher, wohl definierbarer Gegenstände überschritten werden kann auf Gegenstände des Denkens hin, die sich dieser analytischen Strenge entziehen und doch eine Wirklichkeit darstellen, die es zu bestimmen gilt. Feld und Reichweite der Dialektik sind zu bestimmen. Denn immer noch beunruhigt uns die verwunderte Frage des jungen Sokrates: »Wenn nun einer nachwiese, daß das Ähnliche sich als selbst unähnlich und das Unähnliche als ähnlich zeige, das wäre, glaube ich, unbegreiflich... Wenn jemand von den Gattungen und Arten selbst in ihnen selbst zeigte, daß sie solche entgegengesetzten Bestimmungen aufnehmen, dann gäbe dies allen Grund, sich zu verwundern.« (Platon 129 b 1ff.) Genau dies dazutun, nimmt sich der greise Parmenides in Platons gleichnamigen Dialog vor, und er endet den Gang seiner Untersuchung mit dem rätselvollen Wort: »Wenn Eins nicht ist, dann ist nichts... und auch dies: das Eins, ob es nun ist oder nicht ist, es selbst und die Anderen sowohl im Verhältnis zu sich selbst als auch zu einander, ist alles auf alle Weise und auch nicht, und es scheint und es scheint auch nicht.« (166 c 1ff.) Und so sagen wir mit Platon: »Das soll gesagt sein«, und damit hebt die eigentliche Untersuchung an.

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