TOPOS 9

Aspekte der Ökonomie


Inhalt

AUFSÄTZE

Ulrich Huar: Die Entdeckung der Politischen Ökonomie des Sozialismus

Kurt Gossweiler: John Maynard Keynes - ein Ratgeber für unsere Probleme?

Erich Hahn: Probleme der Klassentheorie


Hans Heinz Holz
: Neoliberalismus - Falschmünzerei im Begriff

DISKUSSION

Michael Weingarten: Revolution und/oder Reform - eine für uns heute falsch gestellte Frage?

Hans Heinz Holz: Bemerkungen zu Markus Schweisthals Kritik an meinem Aufsatz ›Widerspiegelung und Konstruktion‹ in TOPOS 7

AUS DEN ARCHIVEN

Gerhard Oberkofler: Aus dem Prager Milieu von Eduard Winter

LITERATUR UND FORSCHUNG

Karlludwig Rintelen: Trotz alledem? Trotz alledem! Zur Rosa-Luxemburg-Biografie von Annelies Laschitza


Editorial

Den Zerfall des Sozialismus in Osteuropa hatten die Ideologen der Marktwirtschaft als Beweis für die Überlegenheit des von ihnen propagierten Gesellschaftssystems bejubelt. Die liberalistische Wirtschaftsordnung, behaupteten sie, garantiere Wohlstand und Freiheit, jeder könne im »pursuit of happiness«, dem Streben nach Glück, seine Individualität verwirklichen, wie er wolle, die Auffassung von der Klassenstruktur der Gesellschaft und vom Klassenkampf als Folge von Unterdrückung und Ausbeutung sei überholt und widerlegt. Noch ist kein Jahrzehnt seit der sogenannten »Wende« vergangen, da haben sich diese Erwartungen als illusionär erwiesen. Während die großen, multinationalen expandierenden Konzerne immer höhere Profite ausweisen und immer mehr Kapital in Fusionen oder die Übernahme anderer Betriebe investieren, nimmt die Zahl der Arbeitslosen weiter zu, verelenden weite Teile der »dritten« Welt, werden über die ganze Welt hin mörderische Regionalkriege gerührt, wird der Sozialstandard in den Metropolen zurückgedrängt und damit der großen Mehrheit der Menschen der Anteil am wachsenden Wohlstand versagt. Der Bericht der OECD vom Mai 1997 zuhanden der Tagung des Ministerrats stellt eine »zunehmend« strukturell bedingte, konjunkturunabhängige Arbeitslosigkeit in Europa fest, die in Ländern wie Deutschland, Frankreich und Italien schon 10%, in Spanien gar den Höchststand von 20% überschritten habe, ohne daß eine Änderung dieser Tendenz abzusehen sei. Ein Wirtschaftssystem, das nicht mehr in der Lage ist, die Produktivität der Arbeit in Lebensqualität der Menschen umzusetzen, unterliegt dem angeblich verschwundenen Widerspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital. So braucht es nicht zu verwundern, daß heute die Klassentheorie wieder diskutiert wird. Wenn die Wortführer der Kapitalmacht sich dagegen auf die ideologischen Schemata des Liberalismus einer vergangenen Epoche berufen, obwohl sie ganz anders handeln, so deutet das auf eine theoretische Schwäche und deren Verschleierung. Dasselbe gilt für keynesianische Modelle, die als Reformprogramme angeboten werden. Es ist darum wohl nicht unangebracht, über andere Konzepte der politischen Ökonomie nachzudenken, das heißt, wieder Vorstellungen vom Sozialismus ins Spiel zu bringen und die gemachten Erfahrungen zu reflektieren. Die Diskussion ist in den Gewerkschaften und in der politischen Linken in Gang gekommen. Das vorliegende Heft von Topos soll dazu einige Beiträge liefern. Fragen müssen gestellt, Mißverständnisse ausgeräumt, Begriffe geklärt werden. Das wird eine langwierige Aufgabe sein, auf die immer wieder zurückzukommen ist.

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